Unverpackt leben ist nicht schwer. Entdecke im zweiten Teil unserer zweiteiligen Serie, was es mit der Zero Waste Pyramide auf sich hat, mit welchen einfachen Kniffen Du Deinen unverpackten Alltag gestalten kannst und wie man nachhaltige Marken erkennt.
Unverpackt-Mythen
Kleines Sortiment
Ein Gerücht, das sich hartnäckig hält, ist, dass man im Unverpacktladen viele Produkte nicht bekommen kann. Doch das stimmt nicht ganz, denn mit bis zu 500 Produkten bieten Unverpacktläden ein sehr breites Sortiment, das keine Wünsche offenlässt (und falls mal doch: die Läden freuen sich über Feedback und entwickeln das Sortiment gemeinsam mit ihrer Kundschaft stetig weiter).
Du bekommst allerdings von einer Lebensmittelart nicht zwanzig verschiedene Produkte, sondere eine reduzierte und (ganz wichtig) vorselektierte Auswahl – denn die Läden prüfen jedes Produkt auf Herz & Nieren, bevor es ins Sortiment aufgenommen wird.
Das spart Dir Zeit, denn Du musst Dich nur zwischen wenigen ähnlichen Produkten entscheiden und kannst zugleich sicher sein, eine hochwertige Qualität zu erhalten.
Das dauert doch alles viel zu lange
Sobald Du einmal den Dreh raushast, dauert ein Einkauf im Unverpacktladen nicht unbedingt länger als im Supermarkt. Du lernst zunehmend das Sortiment kennen, weißt wo was steht und das Abfüllen geht auch immer leichter von der Hand.
Versuche aber auch mal, den Einkauf im Unverpacktladen als Entschleunigung zu nutzen – im stressigen Alltag kann man nämlich schnell vergessen, die Dinge bewusst wahrzunehmen. Nimm Dir also gerne die Zeit für ein Gespräch mit dem Team des Ladens oder genieße eine kleine Auszeit bei Kaffee und Kuchen – so wird unverpackt leben zur Quality Time.
Weder sauber noch rein
Vor allem durch Corona ist unverpacktes Einkaufen in Verruf geraten. Vollkommen zu Unrecht! Denn auch bereits vor Corona war & ist der Einkauf im Unverpacktladen ein Konzept mit hohen Hygienestandards.
Alle Behälter, Abfüllhilfen und Flächen werden regelmäßig gereinigt und desinfiziert. Zudem werden alle losen Lebensmittel in geschlossenen Behältnissen aufbewahrt.
Die Kundschaft kommt so gar nicht in direkten Kontakt mit den Produkten – entweder, weil eine Abfüllhilfe verwendet wird oder weil die Produkte aus den Spendern direkt in Deine mitgebrachten Gefäße abgefüllt werden.
Was, wenn's nicht unverpackt geht?
Wähle die „beste“ Alternative
Wenn unverpackt nicht möglich ist, bevorzuge wiederverwendbare Verpackungen. Auch reine Papierverpackungen sind eine gute Alternative. Sollte sich Plastik nicht vermeiden lassen, setze lieber auf Verpackungen aus Rezyklat, anstatt aus neuem Kunststoff gefertigten.
Kann ich damit noch etwas anfangen?
Wenn Du zum Beispiel Deine Mehrwegbox vergessen hast und daher an der Theke den Käse nicht unverpackt mitnehmen kannst, erhältst Du meist ein Käsepapier. Verwende dieses danach einfach mehrfach. Gleiches gilt auch für den Eierkarton – nutze diesen mehrfach oder verwende ihn als Anzuchtbeet.
Bleib‘ lokal
Einwegglas ist häufig umweltunfreundlicher als Tetrapack und PET-Einwegflasche. Die Lösung: lokale Produkte im Mehrwegglas bzw. der Mehrwegglasflasche. So bekommt die Verpackung mehrere Leben und muss gleichzeitig nur kurze Wege zurücklegen.
Unverpackt Leben Unterwegs
Refill-Stationen nutzen
Fülle Wasser an Refill-Stationen selbst auf, anstatt in Flaschen abgefülltes Wasser zu kaufen. Mehr als 7.000 Refill Stationen und Trinkbrunnen deutschlandweit findest Du bei Refill Deutschland.
Besteck einstecken
Nun gut, normalgroßes Besteck lässt sich nicht wirklich gut einstecken. Dafür spezielles Besteck für unterwegs umso besser. Es besteht meist aus mehreren Teilen, welche sich einfach zusammensetzen lassen. So kannst Du auch unterwegs auf Einmal-Besteck verzichten.
Takeout als Mehrweg
Zum einen gibt es immer mehr kommerzielle Mehrwegsysteme, für welche sich Restaurants entscheiden können. Doch auch unabhängig von solchen Anbietern kannst Du einfach Deine eigene Dose mitbringen und lässt Dir Dein Essen direkt darin abfüllen. Zu Beginn ist das vielleicht noch etwas ungewohnt, aber frag einfach nach – in den meisten Fällen lässt sich das ganz unproblematisch umsetzen.
Unverpackt Leben im Alltag
Sei herrlich unperfekt
Indem Du Perfektion vermeidest, nimmst Du Dir viel Druck. Es ist kaum möglich, absolut perfekt unverpackt zu leben. Doch, das musst Du auch gar nicht. Denn jeder einzelne Schritt, jede veränderte Gewohnheit zählt und ganz viele davon sind viel wertvoller als wenige Perfekte.
Der Kassenbon ist Dein Stimmzettel
Auch wenn dieser Spruch mittlerweile mehr als abgedroschen klingt – es stimmt: mit jeder Entscheidung, welche Du bei Deinem Einkauf triffst, unterstützt Du auch eine bestimmte Philosophie.
Damit kannst Du z.B. regionale Produkte oder vegane Alternativen fördern. Gleichzeitig kannst Du so auch langfristig das Sortiment verändern, indem Du bestimmte Sachen nicht kaufst und so die Nachfrage sinkt.
Kaufe gezielt ein
Eine Vorabplanung von den Gerichten der Woche hilft Dir dabei, ganz gezielt einzukaufen und so ganz nebenbei Lebensmittelreste zu vermeiden.
Einwegprodukte vermeiden
Vermeide Einwegprodukte wie Becher und Trinkhalme, indem Du wiederverwendbare Alternativen nutzt. Es gibt z.B. tolle Trinkhalme aus Glas und To-Go-Becher in allen möglichen Materialien – spülmaschinenfest und praktisch faltbar.
Nutze langlebige Gegenstände
Setze auf langlebige Gegenstände, insbesondere wenn sie aus Kunststoff sind. Langlebigkeit ist hier der entscheidende Faktor, denn Kunststoff hat auch seine Vorteile – ist praktisch & einfach zu reinigen.
Entscheide Dich für umweltfreundliche Materialien
Setze wenn möglich auf Utensilien aus Holz, Glas und Metall. Insbesondere in der Küche solltest Du Plastik zu vermeiden. Durch Hitze und Abnutzung könnte sonst Mikroplastik in Deine Nahrung gelangen.
Unverpackt bedeutet mehr als die Verpackung
Unverpackt leben bedeutet nicht nur auf unverpackte Produkte zu achten, sondern auch auf Bio, Fair Trade, sowie die Inhaltsstoffe und Herkunft der Produkte.
Doch bedenke: vor allem kleine regionale Betriebe können sich teure Zertifizierungen nicht immer leisten – erkundige Dich also am besten beim Unternehmen, nach welcher Philosophie, Werten & Zielen gearbeitet wird.
Einfacher wird’s bei Deinem Besuch im Unverpacktladen: die Läden nehmen Dir häufig diese Aufgaben ab, da sie alle Produkte vorher auf Herz & Nieren prüfen, bevor sie sie in ihr Sortiment aufnehmen.
Die ZeroWaste-Pyramide
Refuse – unnötige Dinge ablehnen
Mache Dir Gedanken, welche Dinge Du wirklich benötigst. Kaufe neue Sachen nur, wenn Du sie auch wirklich brauchst.
Reduce – Verbrauch verringern
Gehe sparsamer mit den Dingen um, vermeide übermäßige Einkäufe und so Lebensmittelabfälle. Spare Wasser und Energie, indem Du z.B. das Licht ausmachst, wenn Du einen Raum verlässt und Wasser nicht ungenutzt ablaufen lässt, sondern zum Blumen gießen oder Tee kochen verwendest.
Reuse – einfach wiederverwenden
Vielen Sachen, die Du eigentlich wegwerfen wollen würdest, kannst Du ganz einfach ein zweites Leben schenken – sei es alte Kleidung, welche Du als Putzlappen weiterverwendest, alte Zeitungen, welche als Verpackungsmaterial dienen oder der Gemüsebeutel vom letzten Einkauf, welcher zum Müllbeutel wird.
Recycle – richtig trennen
Wenn etwas doch sein Lebensende erreicht hat, ist das richtige Recycling wichtig. Dies bedeutet vor allem ein Trennen des Mülls, aber auch die richtige Entsorgung.
Beachte: viele Dinge, welche Du einfach in den Restmüll werfen würdest, sind auf dem Wertstoffhof besser aufgehoben.
Zudem kannst Du bereits beim Kauf neuer Dinge darauf achten, dass deren Materialzusammensetzung ein bestmögliches Recycling gewährleistet (z.B. durch die Verwendung von Monomaterialien).
Rethink – bewusst konsumieren
Überdenke Dein Konsumverhalten und berechne öfters den „Cost-per-use“, also wie lange Du wahrscheinlich etwas verwenden bzw. wie lange etwas halten wird. Teilst Du den Kaufpreis durch diese Anzahl, dann erhältst Du die Kosten pro Verwendung.
Du wirst verblüfft sein. Denn manch „billige“ Anschaffung stellt sich dann als deutlich teurer heraus, weil sie nach kürzester Zeit kaputt geht oder Du ein Fast-Fashion-Kleidungsstück nur wenige Male getragen hast.
Nachhaltige Marken erkennen
Nachhaltigkeit über Zertifizierungen hinaus
Berücksichtige Unternehmen, die über Zertifizierungen hinaus nachhaltig handeln, wie z.B. die Nutzung umweltfreundlicher Verpackungen, Vermeidung unnötigen Füllmaterials und klimaneutraler Versand. Ebenso wichtig: eine nachhaltige, soziale und inklusive Ausrichtung des Unternehmens, anstatt auf reinen Profit.
Wo kommt’s her
Hält die Marke die Transportwege möglichst kurz? Das kannst Du herausfinden, indem Du prüfst, welches Land als Produktionsstandort („Made in …“) angegeben wird. Ggf. gibt die Marke sogar auch an, von wo Deine Bestellung versandt wird und woher die einzelnen Zutaten des Produktes kommen. Immer mehr Marken legen sogar ihre Preiskalkulation und die Lieferkette offen.
Aktiv hinterfragen
Lass Dich nicht von Siegeln & Co. blenden. Denn zum einen kann sich hinter vermeintlichen Siegeln reines Marketing verstecken und zum anderen können sich vor allem kleinere Marken die häufig teuren Zertifizierungen schlichtweg nicht leisten.
Noch mehr Unverpackt
Dein all in. WASH. spart zwar bereits Einiges an Verpackung – doch ganz ohne Verpackung geht es leider nicht. Schließlich können wir Dein Pulver nicht lose und unverpackt der Post übergeben.
Doch es gibt gute Nachrichten: in diesen Unverpackt Läden kannst Du Dein all in. WASH. bereits lokal & lose einkaufen!
Und die über 500 Unverpacktläden und Unverpackt-Mobile in Deutschland kannst Du in der Unverpacktkarte App entdecken.
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Titelbild: Foto von Luisa Brimble auf Unsplash